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Stärkung der Erziehungskraft von Familie und Schule

Prof. Dr. Rudolf Egg

Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention - Vorstandsvorsitzender

"Stand der Umsetzung des Programms der Regierungschefs der Länder zur Ächtung von Gewalt und Stärkung der Erziehungskraft von Familie und Schule"

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Juni 2003 haben die Regierungschefs der Länder das Deutsche Forum für Kriminalprävention (DFK) beauftragt, die Umsetzung des von ihnen beschlossenen Programms zur "Ächtung von Gewalt und Stärkung der Erziehungskraft von Familie und Schule" fördernd zu begleiten. Dieses Programm wurde nach der schrecklichen Gewalttat am Gutenberg- Gymnasium in Erfurt im April 2002 gemeinsam von Bund und Ländern erarbeitet.

Dieser Auftrag gilt besonders hinsichtlich der für notwendig befundenen engen Zusammenarbeit und Abstimmung aller mit dieser Thematik und ihren zahlreichen Facetten befassten Einrichtungen und Institutionen sowie der Initiierung notwendiger Absprachen zum Zweck von Vernetzung, Bündelung und Koordination.

Das DFK soll diesem Auftrag in enger Abstimmung mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) und mit der Projektleitung Polizeiliche Kriminalprävention des Bundes und der Länder (ProPK) entsprechen - auf der Basis vorhandener personeller und finanzieller Ressourcen.

Grundsätzlich und kurz zusammengefasst kann das DFK als das unabhängige Zentrum der gesamtgesellschaftlichen Prävention in Deutschland bezeichnet werden. Es übernimmt eine zentrale Funktion in sozialen, ethischen, kulturellen und erzieherischen Fragen im Interesse einer sicheren, kriminalitätsarmen, lebenswerten Gesellschaft, in der jeder Einzelne wie alle Institutionen verantwortlich zur Vermeidung von Risiken und zur Gestaltung des Zusammenlebens beitragen. Insofern ist das Forum mit dem Auftrag der Ministerpräsidenten in seinem Grundverständnis angesprochen und gefordert. Er stellt eine große Herausforderung für die 2001 gegründete Stiftung dar.

Der Bericht der Arbeitsgruppe, im Folgenden "Gewaltbericht" genannt, zeigt sowohl einen konzeptionellen Handlungsbedarf bezüglich der Gewaltprävention als auch die Notwendigkeit verstärkter Vernetzung und Koordinierung auf. Um hier zu sachgerechten Empfehlungen für zielführende nächste Umsetzungsschritte zu kommen, bedurfte es zunächst einer möglichst vollständigen Erfassung aller laufenden Projekte bzw. Initiativen im Bereich der Gewaltprävention und soweit vorhanden, unter Berücksichtigung dazugehöriger Erkenntnisse durch Evaluation.

Bei der weiteren Umsetzung des Programms gilt es

  • neue Wege zu erproben und zu evaluieren,

  • Ergebnisse zu transferieren, weiterzugeben, z.B. an Zieleinrichtungen und -personen

  • sowie eine nachhaltige professionelle Öffentlichkeitsarbeit zu fördern.

Die Ministerpräsidenten haben in ihrem Programm insgesamt 176 Empfehlungen unterbreitet, die fünf Problem- und Tätigkeitsfelder betreffen. Daran hat das DFK für die Erhebung der einschlägigen Maßnahmen und Programme angeknüpft. Mit der Abfrage sollte geklärt werden, ob, wo und in welchem Umfang den Empfehlungen gefolgt bzw. Rechnung getragen wird.

Im Frühjahr 2004 hat das DFK seine Abfrage an die einschlägigen Bundesministerien, die Fachministerkonferenzen, alle Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, alle Landes- und Regionalverbände dieser Träger sowie schließlich an weitere zentral auf Bundesebene arbeitende, unabhängige Organisationen, die sich mit Gewaltpräventionsfragen befassen, gerichtet. Insgesamt wurden 124 Initiativen und Einrichtungen in die Abfrage einbezogen.

Bereits 2003 hatte das DFK damit begonnen, sich einen Überblick über Ansätze, Konzepte und Maßnahmen im Sportbereich zu verschaffen.

Im Dezember 2003 hat das Forum die konzeptionelle Vorbereitung einer Öffentlichkeitskampagne zur Thematik sowie eine Erhebung der Ressourcensituation bei den Präventionsakteuren veranlasst.

2004 wurde des Weiteren eine systematische Erhebung bei 1100 Erziehungs- und Familienberatungsstellen (EFB) in Deutschland vorgenommen. Diese Erhebung hat das DFK in enger Abstimmung mit der Bundeskonferenz Erziehungsberatung (BKE) umgesetzt.

Daneben hat das Deutsche Jugendinstitut (DJI) erhoben, ob und wie das Konstrukt Männlichkeit (im Sinne von "gender") praktisch und konzeptionell bei der Gewaltprävention Berücksichtigung findet. Denn der Aspekt "Männlichkeit" ist ein im Kontext von Gewalt, Gewaltentwicklung und spezifischer Präventionsansätze unstreitig zentraler. Es ist geradezu eine kriminologische Binsenweisheit: Gewalt ist männlich.

Bei der alleine mengenmäßig schwierigen Auswertung der Antworten auf die Abfrage musste natürlich eine Schwerpunktsetzung erfolgen. Die Zusammenstellung zielt darauf ab, einen Überblick über alle bestehenden, laufenden Maßnahmen in Bereichen, in denen eine große Fülle von Projekten existiert, zu geben - notgedrungen exemplarisch. Ausgewertet wurden die Rückläufe unter dem Gesichtspunkt, ob es angesichts der vielfältigen Empfehlungen Probleme und Defizitbereiche bei der Gewaltprävention gibt. Der Bewertung wurden fünf Handlungsbereiche zu Grunde gelegt. Sie betreffen




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